Forum Bioethik Diane Pretty stirbt in Hospiz in Großbritannien - "Endlich frei"
(Information: dpa/Büro Hüppe,13.05.2002)

London (dpa) - Die Britin Diane Pretty, die ihren Kampf um aktive
Sterbehilfe im April vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
getragen hatte, ist tot. Die Familie der 43-jährigen teilte am Sonntag
mit, Pretty sei in einem Hospiz nahe ihrem Heimatort Luton
(Bedfordshire) ihrer tödlichen Muskelkrankheit erlegen. "Sie ist endlich
frei", sagte ihr Ehemann Brian über den qualvollen Tod seiner Frau.
Diane Pretty starb am Samstagnachmittag.

 "Sie hat das durchmachen müssen, wovor sie sich am meisten gefürchtet
hatte - und bei dem ich ihr nicht helfen konnte", sagte Brian Pretty am
Sonntagabend über den Erstickungstod seiner Frau. Sie habe schon drei
Tage nach der Ablehnung ihrer Klage in Straßburg am 29. April schwere
Atemnot bekommen.

 Die Mutter von zwei Kindern litt an der unheilbaren Motoneuron-
Erkrankung und war vom Hals ab gelähmt. Sie hatte vor mehreren
britischen Instanzen vergebens darum gekämpft, mit Hilfe ihres Mannes
sterben zu können. Die Reise zu ihrer Anhörung nach Straßburg unternahm
sie im Rollstuhl. Nach der Ablehnung ihrer Klage sagte sie: "Sie haben
mir meine Rechte genommen." Die Straßburger Richter hatten entschieden,
dass das Grundrecht auf Leben das Recht auf Selbsttötung nicht
einschließt. Der Staat sei verpflichtet, Leben zu schützen und zu
erhalten. Die britische Regierung hatte argumentiert, die
Menschenrechtskonvention beinhalte weder ein Recht auf Selbstmord noch
ein Recht auf "Hilfe zum Selbstmord." Das britische Recht verbietet
aktive Sterbehilfe.

 Die britische Euthanasie-Gesellschaft, die den Kampf Prettys
unterstützt hatte, beschrieb sie am Abend als eine "ganz
außergewöhnliche Frau." Jeder, der sie getroffen habe, sei von ihrer
Humanität und ihrem Mut angesichts schrecklichen Leidens beeindruckt
gewesen.
 

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