Forum Bioethik

Buchhinweis:

RUB-Buchveröffentlichung: Echte Alternativen zur Sterbehilfe

 In ihrem Buch "Euthanasia in Europe", das jetzt im  Schattauer-Verlag
erschienen ist, plädieren Prof. Dr. Michael Zenz  und Dr. Wolfgang Sohn
für eine Stärkung der Palliativmedizin. 

Bochum, 13.02.2002  Nr. 51

Echte Alternativen zur Sterbehilfe Palliativmedizin nimmt dem Sterben
den Schrecken Buchveröffentlichung: Euthanasie in Europa

Seit die Niederlande im April 2001 die aktive Sterbehilfe  gesetzlich
erlaubt haben, diskutiert ganz Europa das humane  Sterben. Dabei gerät
in Vergessenheit, dass der vorgezogene, vermeintlich  gnädige Tod nicht
die einzige Möglichkeit ist, das Ende des Lebens  würdevoll zu
gestalten. "Man kann die Sterbehilfe nicht bloß verdammen ohne 
ausreichende Grundlagen für wirkliche Alternativen zu schaffen", so 
Prof. Dr. Michael Zenz (Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und 
Schmerztherapie, Klinikum der RUB) und Dr. Wolfgang Sohn. In  ihrem Buch
"Euthanasia in Europe", das jetzt im Schattauer-Verlag erschienen ist, 
plädieren sie für eine Stärkung der Palliativmedizin.

Am besten kurz und schmerzlos

Am besten einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen  - das wünschen
sich viele. Wenn wir uns schon mit unserer eigenen  Vergänglichkeit
abfinden müssen, dann soll es wenigstens kurz und  schmerzlos mit uns
zuende gehen. Leider ist das in Wirklichkeit  nicht immer so: Die
Menschen werden immer älter, leiden häufiger an  chronischen,
unheilbaren Krankheiten und sterben nach  langwierigen, vielleicht sogar
unerwünschten Behandlungen einsam und unter  Schmerzen im Krankenhaus.
Der vorgezogene, freiwillige Tod  scheint da unnötiges Leid zu ersparen.
Doch hinter der Bitte um Euthanasie stecken  meist andere Wünsche und
Ängste, die viele Ärzte gar nicht  kennen. Depressionen z. B. scheinen
eine Rolle beim Todeswunsch zu spielen,  ebenso die Angst vor Schmerz
und Einsamkeit. Und gegen diese  Beschwerden hat die Medizin durchaus
wirkungsvolle Waffen. 

Tod als Bestandteil des Lebens akzeptieren

Die Palliativmedizin akzeptiert den Tod als natürlichen  Bestandteil des
Lebens und kann diese Phase für Patienten  erträglich machen. Sie
lindert körperliche und seelische Beschwerden, auch wenn das  Sterben
unaufhaltsam ist. Dazu gehört auch eine ganzheitliche  Betreuung von
Sterbenden und ihren Angehörigen. Allerdings klammert  die Ausbildung
angehender Ärzte diesen Bereich bislang in fast  allen europäischen
Ländern aus. Einzig in Großbritannien lernen sie den  richtigen Umgang
mit dem Sterben. Überall sonst sehen Mediziner  den Tod eher als Zeichen
des Versagens an. Man konzentriert sich auf  seine physische Seite und
vernachlässigt leicht den Seelenzustand  des Patienten. "Wie sind nahezu
perfekt in der Behandlung körperlicher Symptome,  aber blutige Anfänger
in der Kunst der ganzheitlichen Betreuung",  so Sohn und Zenz. Sie
wollen die Palliativmedizin auf den Lehrplänen junger  Ärzte und
Ärztinnen sehen und fordern auch die Politik auf, die  Grundlagen für
eine echte Alternative zur Sterbehilfe zu schaffen. 

Rechtslage und Realitäten

Neben einer Übersicht über die Rechtslage in den  europäischen Staaten
bietet das Buch auch ein umfangreiches  Glossar zum Thema und einen
Einblick in die Realität der Palliativmedizin. 34 Autoren  aus 17
Ländern schildern ihre Erfahrungen aus einem ethischen  Blickwinkel. 

Titelaufnahme

Sohn, Wolfgang" Zenz, Michael (Hg.): Euthanasia in  Europe. National
laws, medical guidelines, ethical aspects.  Schattauer Verlag, Stuttgart
2001, ISBN 3-7945-2173-0

Weitere Informationen

Prof. Dr. Michael Zenz, Berufsgenossenschaftliche  Kliniken
Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, 
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-6825, Fax:
0234/302- 6834, Email: michael.zenz@ruhr-uni-bochum.de

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