Forum Bioethik Terminator-Technologie
Ein Artikel aus der Zeitschrift GID (Gen-ethischer Informationsdienst)

Anmerkung: Die sogenannte Terminator-Technologie ist schon etwas Eigenartiges.
Vielleicht wird nirgends sonst so deutlich, wozu Gentechnik imstande ist... Man möge sich damit durchaus ausgiebiger beschäftigen...

Abhängig von sterilem Saatgut
Das Landwirtschaftsminsterium der USA hat jetzt Lizenzen für die umstrittene Terminator-Technologie vergeben. Dritte-Welt-Gruppen und Umweltschützer befürchten noch größere Abhängigkeit der Bazern von der Saatgutindustrie.
(Wolfgang Löhr, GID 10/11 2001)

Jetzt ist es offiziell. Das US-Unternehmen Delta & Pineland (D&PL) darf die umstrittene Terminator- Technologie nutzen, um steriles Gentech-Saatgut herzustellen. Das in Scott im Bundesstaat Mississippi ansässige Unternehmen, weltweit der größte Produzent von Baumwollsaatgut, erhielt vor kurzem vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die exklusiven Nutzungsrechte für die umstrittene Technologie. Sollte das sterile Saatgut vermarktet werden, könnten letztendlich bis zu 1,4 Milliarden Bauern betroffen sein, vorwiegend in den armen Ländern, warnt die in Kanada ansässige entwicklungspolitische Stiftung ‘Rural Advancement Foundation International“ (Rafi). Denn das betroffene Saatgut keimt nur ein einziges Mal aus. Die Bauern könnten somit ihre Ernte nicht mehr für eine erneute Aussat nutzen. Sie wären gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen.
Entwickelt wurde die Gentech-Methode in den Neunziger Jahren in den Labors von D&PL. Um das sterile Saatgut zu bekommen, hatten die Pflanzengenetiker ein Gen in das Erbgut eingebaut, das die Keimung verhindert. Ein zweites Regulatorgen ermöglicht es, das Anti- Keim- Gen an und auszuschalten. So können die Saatguthersteller den Zeitpunkt bestimmen, wann das Unfruchtbarkeitsgen aktiviert wird. Zum Beispiel könnte das das Anti-Keim- Gen kurz vor der Auslieferung an den Farmer mittels einer Antibiotikaabgabe vorübergehend inaktiviert werde, so dass die Pflanzen heranreifen kann. Erst wenn die Pflanzen blühen, wird das Terminator-Gen wieder aktiv und verhindert, dass keimfähige Früchte, etwa Reis- und Weizenkörner, entstehen. So ist die Ernte zwar gesichert, eine Weiter-verwendung als Saatgut aber nicht möglich.
Auftraggeber für die Entwicklung der Terminator-Technologie war das USDA. Vor drei Jahren erhielt dann D&PL die entsprechenden Patente für die Sterilisierungsmethode zugesprochen. Doch nachdem von Rafi eine weltweite Kampagne gegen diese neue gentechnische Methode initiiert wurde, bekam das USDA, das als Geldgeber der Forschungsarbeiten bei der Lizenzvergabe das letzte Wort hat, erst einmal kalte Füße. Es stellte Entscheidung, ob Lizenzen zu Herstellung vom Terminator- Saatgut vergeben werden dürfen, zurück.

Die Terminator-Technologie ist tot...
Die Proteste kamen von allen Seiten: Nicht nur finanzstarke Stiftungen wie die Rockefeller Foundation, die einen Großteil ihrer Zuwendungen in die internationale Agrarpolitik fließen lassen, sprechen sich gegen die Nutzung der neuen Technologie aus. Auch kritische Wissenschaftler, Umweltverbände und Dritte-Welt-Organisationen forderten ein Anwendungsverbot für die Terminator-Technologie. Als in Indien das Gerücht aufkam, dass auf Versuchsfeldern des Biotech-Konzerns Monsanto erste Terminator-Pflanzen freigesetzt worden seien, zerstörten wütende Bauern die Felder. Im Herbst vergangenen Jahres verurteilte auch das Ethikgremium der Food und Agriculture Organization (FAO) das Terminator-Saatgut. Alle gemeinsam hatten die Befürchtung, dass die Landwirte in eine noch größere Abhängigkeit von den großen Saatgutmultis kommen würden und auch die weltweite Nahrungsmittelproduktion gefährdet sei.

Mehrere Biotechfirmen gaben Erklärungen ab, dass sie nicht die Absicht hätten, Terminator- Saatgut herzustellen. Auch der Biotech-Konzern Monsanto, der eng mit D&PL kooperierte und sich zeitweilig auch darum bemühte, das Saatgutunternehmen ganz zu übernehmen, gab eine entsprechende Erklärung ab. Ebenso das britische britische Unternehmen AstraZeneca, das ebenfalls Patente zur Herstellung von sterilen Pflanzen besitzt. Astra Zeneca gehört mittlerweile zu Syngenta, dem Agrarbereich des Chemiekonzerns Novartis. Ob die ursprünglich von AstraZeneca abgegebene Erklärung noch gilt, ist offen.

Es lebe die Terminator-Technologie?
Bis vor kurzem war es sehr ruhig geworden um die Terminator-Pflanzen. Viele glaubten, das Kapitel sei nach der weltweiten Protestwelle ad acta gelegt worden. Doch die Entscheidung des USDA, jetzt den Saatguthersteller D&PL eine Exklusivlizenz einzuräumen, wird den Streit wieder eröffnen. Sowohl D&PL als auch das USDA geben offen zu, dass die Terminator-Technologie auch zur Durchsetzung von Patentrechten benutzt werden soll. Vor allem in Ländern, in denen Pflanzenpatente nicht anerkannt werden oder wo eine Überwachung nicht möglich ist, soll die Terminator-Technologie zum Schutz von Nutzungsrechten einsetzbar sein. In vielen Ländern profitierten die Farmer von den Vorteilen patentierter Pflanzen, ohne für die Nutzung zu zahlen, behauptet D&PL, diese Situation gehe zu Lasten der „Wettbewerbsfähigkeit der nordamerikanischen Farmer“.

Das USDA führt auch noch an, dass die Terminator- Technologie die biologische Sicherheit bei transgenen Pflanzen erhöhe. So könnten sterile Pflanzen sich nicht unkontrolliert ausbreiten, heißt es beim USDA. Neu eingefügte Gensequenzen können nicht auf artverwandte Pflanzen übertragen werden, und bei der Ernte verloren gegangene Samen könnten nicht auskeimen.

Dies wird jedoch von der Biologin Mae-Wan Ho angezweifelt. Die eingesetzten Kontrollgene würden nicht hundertprozentig arbeiten, berichtet Mae-Wan Ho. Pollen, bei denen die Terminator-Gene nicht zuverlässig arbeiten, könnten dann zu einer Ausbreitung künstlicher Genkonstrukte beitragen. D&PL hat bereits angekündigt, dass auch andere Unternehmen Lizenzen für die Terminator-Technologie erwerben können. Das Unternehmen ist an einer breiten Anwendung interessiert.

Sicherlich mit kritischen Argusaugen wird ein Antrag auf einen ersten Freisetzungsversuch mit Terminator-Saatgut in den USA verfolgt werden. Denn die zuständige Genehmigungsbehörde dafür ist das USDA. Rafi sieht da einen klaren Interessenskonflikt. Denn die Behörde, die von der Anwendung der Technologie finanziell profitiert, wird auch die Sicherheit für Umwelt und Verbraucher begutachten müssen.

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