Forum Bioethik Rundbrief des Arbeitskreis Bioethik Braunschweig
November 2002

VON ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ und
InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Niedersachsen
 c/o Angelika Wessel, Tel. + Fax: 0531 - 50 65 15, www.kritische-bioethik.de

Datum             1. November 2002
 
 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Interessierte und liebe Leser,

die Wahl ist vorüber, die Bundesregierung hat ihr Programm vorgestellt, die Akteure stehen in den Startlöchern. Und wir – die Kritischen Bioethiker? Wir stehen für die uneingeschränkte Würde des Lebens und des Sterbens. Wir stehen für die Diskussion in der Öffentlichkeit und fordern von dem Deutschen Bundestag – insbesondere fordern wir dazu die SPD und die Union auf - die Einsetzung der Enquete-Komission ‚Recht und Ethik in der modernen Medizin‘. Wir suchen den Gedankenaustausch und die Gespräche miteinander und untereinander.

Ein Beitrag dazu soll auch dieser Rundbrief sein.
 

Inhalt
- Veranstaltungstermine
- Grundsatzprogramme der Parteien für die bioethischen Themen
- Der Koalitionsvertrag ist verfügbar
- PM Hüppe
- Schwangerschaftsabbrüche
- PID und Ethikrat
- Faltblatt Pränataldiagnostik der Bundeszentrale für gesudhheitliche Aufklärung
   und Dokumentation der Fachtagung 'Reproduktionsmedizin und Gentechnik' im November 2001
- Nationaler Ethikrat tagt öffentlich
- Einsetzung einer Enquete-Kommission ‚Recht und Ethik in der modernen Medizin‘
- Ausschüsse im Bundestag
- Gesundheitswesen: Ökonomie statt Menschlichkeit?
- Buchbesprechung: 
- FALTBLATT InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Niedersachsen

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VORSCHAU Vorausschau, Voraus-Blick, Tagungen, Vorträge, Kongresse

November 2002
1. bis 3. November
Grundrechte in Gefahr. Welche Folgen hat die biomedizinische Forschung? Kooperationsveranstaltung des Instituts für Kirche und Gesellschaft (KG), der Gustav Heinemann-Initiative (GHI) und des Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW). Tagungsgebühr: Euro 15/30 zuzuegl. Verpflegung und Unterkunft. Tagungsort und Anmeldung: Ev. Tagungsstätte Haus Ortlohn, Berliner Platz 12, 58638 Iserlohn-Nußberg, Frau Margrit Püster, Tel: 02371-352 187, Fax: 02371-352-169

4. November
Vom Ursprung zur Vielfalt. Molekulare Evolution als Naturprozess". Referent: Prof. Dr. Rüdiger Cerff. Ort TU Braunschweig, Hoersaal PK 11.1, Pockelsstr. 11 (ehemalige Paed. Hochschule). Zeit: 18.30 Uhr

6. November
Samba gegen extreme Formen der Bioethik mit der Samba-Gruppe Simone Receife. Vorträge ‚Die aktuelle Bioethik-Debatte‘ und ‚Gibt es eine neue eugenische Diskussion?‘ Veranstalter: Forum Bioethik e.V. Eintritt: Euro 6,--. Ort: Brunsviga, Karlstraße, Braunschweig. Zeit: 19.30 Uhr

7. und 8. November
Pflege am Lebensende. Einfuehrung in die Medizinethik. Tagung in Kooperation mit der Akademie für Ethik in der Medizin. Anfragen: Zentrum für Gesundheitsethik an der Ev. Akademie Loccum, Knochenhauerstr. 33, 30159 Hannover, Tel: 0511 – 1241-496, e-M: zfg@evlka.de

7. bis 9. November
Naturwissenschaft und Gesellschaft im Dialog. Die Grenzen von Genen, Geld und Gelehrten. Eine Kooperationsveranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Forschungsprojekt "Diskurs zur Ethik in der Biomedizin" am Max-Delbrück-Centrum fuer Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Forschungszentrum Jülich (FZJ). Tagungsort: Max-Delbrück communication Centrum (MDC.C) auf dem Campus, Berlin Buch. Informationen: MCD, AG "Bioethik und Wissenschaftskommunikation", Grit Krause, Robert-Roessle-Str. 10, 13092 Berlin, Tel: 030-9406-3843, Fax: 030-4906-2158, www.bioethik-diskurs.de

8. November
Soja - so Nein?! Handlungsperspektiven fuer einen nachhaltigen Sojahandel. Jaehrlich werden in Deutschland über 500.000 Tonnen Sojaschrot aus Brasilien verfüttert. Dieser preiswerte Import ermöglichte die Entstehung einer intensiven Tierveredelung in Deutschland - insbesondere in Niedersachsen. Wo besteht Handlungsbedarf? Tagungsort: Ev. Akademie Loccum, 31545 Rehburg-Loccum, Tel: 05766-81-0, e-M: eal@evlka.de

8. und 9. November 
"Philosophisch-theologische Anthropologie angesichts gegenwaertiger Forschung". Tagung an der Gustav-Siewerth-Akademie in Weilheim/Bierbronnen (Suedschwarzwald). Referenten und Vortraege: Prof. Dr. Alma von Stockhausen: "Die personale Geist-Seele als Traeger aller Entwicklungsstadien"; Dr. Trautemaria Blechschmidt: Der Mensch von Anfang an aus embryonologischer Sicht; Prof. Dr. Tadeusz Guz: "Grundlegende Aspekte der Stammzellforschung"; Dr. Georg Lennartz: "Zur Problematik von Sukzessivbeseelung". Informationen zu Anmeldung und Unterkunft erteilt das Sekretariat unter Telefon: 07755 - 364

8. bis 10. November
Menschen im Sterben begleiten. Der Kurs wendet sich an Angehoerige, Pflegende und Interessierte, die Sterbende begleiten wollen und auch an Menschen, die Sterbende bereits begleitet haben und dieses weiter vertiefen und verarbeiten wollen. Referenten: Ute-Maria Bleicker, Marianne Schultz. Ort: Forum-Initiative, Mittelweg 145a, 20148 Hamburg. Kostenbeitrag: Euro 100,--. Auskunft: Victor Thylmann Gesellschaft, 
Tel: 040 - 81 33 53

12. November
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.

12. November
Einladung zum 3. Friedrichshainer Gespraech Im Zweifel für das Leben? Zur aktuellen Debatte um die Sterbehilfe. Referent: Dr. Michael Wunder, Hamburg. In Deutschland wurden 1998 die Grundsaetze der Bundesaerztekammer zur aerztlichen Sterbebegleitung“ verabschiedet, in denen Maßnahmen der passiven Sterbehilfe auch auf Nicht-Sterbende, beispielsweise Komapatienten, angewandt werden kann. Dr. Michael Wunder, der Sachverstaendiger in der Enquete-Kommission ‚Recht und Ethik in der modernen Medizin‘ war, wird in seinem Vortrag sowohl einen Überblick ueber die rechtliche Situation in Belgien und den Niederlanden geben, als auch die Auswirkungen der Grundsaetze der Bundesaerztekammer beleuchten und aufzeigen, welche Wege gegangen werden muessen, um die oben beschriebenen Wuensche zu erfüllen. Ort: Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, Warschauer Str. 58 A, 10243 Berlin. Tel: 030 /293817-70, Fax: 030/293817-80, unter www.imew.de Barrierefreier Zugang. Zeit: ab 19 Uhr. Wir bitten um Anmeldungen, damit wir einen Ueberblick über die Zahl der Teilnehmenden erhalten und wissen, ob wir Gebaerdendolmetscher benötigen

15. und 16. November
An den Schaltstellen des Lebens mit Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, ins Zeitalter von Biomedizin und Gentechnik. Anmeldung, Tagungsleitung und Information: P.E.I., Dr. theol. Esther Bollag, Bebelallee 23, 22299 Hammburg, Tel: 040-514 18 75, Fax: 040-500 98 668, e-M: ebollag@t-online.de. Tagungsgebühr: Euro 75,--. Tagungsort: Offene Kirche, Loogeplatz 14/16, 20249 Hamburg

15. bis 17. November
Ethik in der Pflege und Behandlung hochbetagter Menschen (Fachfortbildung Altenpflege). Dieses Seminar findet in Zusammenarbeit mit dem Nikodemuswerk statt und wird für solche Menschen eingerichtet, die in der Pflege und Behandlung hochbetagter Menschen taetig sind. Es sollen Themen angesprochen werden, durch deren praktische Umsetzung im Spannungsfeld unterschiedlicher Lebensalter, sozialer Dynamik, Lebensziele und Weltanschauung seelische Entwicklungsprozesse angestrebt werden. Kurs 188. Kursgebuehr: Euro 130,--. Referenten: Dr. med. Albrecht Warning, Kliniken Essen-Mitte, Christel Kaul, Grafrath. Ort: Freies Bildungswerk im Studienhaus Rüspe e.V., 57399 Kirchhundem, Tel: 02759-94 41-10, Fax: 02759-94 41-49, e-m: studienhaus.ruespe@web.de, www.studienhaus-ruespe.de

16. November
Ja zum Leben und zum Sterben. Trotz Stammzellenforschung, Bioethik, aktiver Sterbehilfe. Referent: Dr. med. M. Glöckler. Veranstalter: Verein für anthroposophisches Heilwesen e.V., Unterlengenhardt. Tel: 07052 - 93 01-0, Fax: 07052 - 93 01 10, e-M: verein@heilwesen.de, www.heilwesen.de. Ort: Therapeutikum Witten e.V., Steinstr. 19, Witten, Tel: 02302-240 29

16. und 17. November
Föderalismus: Fehlentwicklungen und Reformbedarf. Die Funktionsfaehigkeit des Foederalismus ist in Deutschland seit einigen Jahren in die Diskussion gekommen. Besonders das Verhältnis von Bund und Laendern wird als problematisch angesehen. ... Auch die vielfaeltigen Gemeinschaftsaufgaben und Mischfinanzierungen von Bund und Laendern lassen schon lange kein klares Konzept mehr erkennen. Anmeldung: Seminar für freiheitliche Ordnung, Badstr. 35, 73087 Bad Boll, Tel: 07164-3573, Fax: 07164-7034, e-M: info@sffo.de, www.sffo.de

18. November
Forschungsergebnisse und ihre politische Umsetzung. Referent: Dr. Carola Reimann, MdB. Ort TU Braunschweig, Hoersaal PK 11.1, Pockelsstr. 11 (ehemalige Paed. Hochschule). Zeit: 18.30 Uhr

22. Bis 24. November
Die Welt als Schoepfung - Die Welt als Ware. Ein Zugang zur Erkundung des menschlichen Wesens bietet sich über die Art und Weise, in der Menschen mit Naturgütern umgehen. Auf dem Kolloquium werden junge WissenschaftlerInnen und Studierende aller Fachrichtungen darüber diskutieren. In Kooperation mit der Gemeinsamen Projektstelle fuer Ökumene und Kultur 2003 der Guardini Stiftung e.V. und der Stiftung St. Matthaeus im Rahmen des Kulturprojektes "Was ist der Mensch"? anlaeßlich des ersten ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Tagungsort: Ev. Akademie Loccum, 31545 Rehburg-Loccum, Tel: 05766-81-0, e-M: eal@evl.de

23. November
Zukunftsaufgabe Hospiz - Im Schnittfeld von Menschlichkeit, Ethik und Politik mit Hans-Peter Osterkamp, Leiter des Hospizes Amalie-Sieveking-Haus in Lüdenscheid; Hubert Hüppe MdB, Stellvertr. Vorsitz. der Enquete-Kommission "Recht und Ethik in der modernen Medizin"; Prof. Dr. Johannes von Luepke, Professor für Systematische Theologie, Kirchliche Hochschule Wuppertal. Veranstalter: Bildungswerk Dortmund der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ort: Oeko-Zentrum NRW, Hamm, Raum M1, Sachsenweg 8, 59073 Hamm. Zeit: 10.30 - 13.00 Uhr.

26. November
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.

26. November
Ernstfall Irak: Durch Krieg zum Frieden? Tacheles - Talk am roten Tisch. Ort: Hannover, Marktkirche.
Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Rundfunkreferat)
Im Vorfeld der Sendung wird bereits diskutiert unter http://www.tacheles.net/mitreden.php?id=19
TV-Hinweis: Phoenix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, 
überträgt die Debatte am Mittwoch, 27. November, von 16.30 bis 18.00 Uhr, und 
am Samstag, 4. Januar, 22.15 bis 23.15 Uhr.

Ein Pazifist und ein General, ein US-Amerikaner und vier Deutsche, ein Kirchenmann und Kirchenkritiker: verspricht wieder, spannend zu werden. Zum Thema "Ernstfall Irak: Durch Krieg zum Frieden?" streiten der hessische Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker, der Journalist Prof. Peter Scholl-Latour, der Grünen-Politiker Christian Ströbele, der frühereBlauhelmgeneral Manfred Eisele und der US-Sicherheitsexperte Andrew Denison.

Die Vereinigten Staaten rüsten zum Krieg gegen den Irak - ihr Ziel: Diktator Saddam Hussein zu stürzen, dem Militärs die Hochrüstung mit biologischen, chemischen und möglicherweise selbst mit Atomwaffen nachsagen. Ist die Völkergemeinschaft gefragt, um mit Gewalt ein Zündeln im Nahen Osten zu verhindern? Oder verstößt der geplante Präventivkrieg gegen Völkerrecht und Menschlichkeit?

Die Planung von Kriegseinsätzen gegen den Irak erschwere zivile Konfliktlösungen, kritisiert der Kirchenpräsident von Hessen-Nassau, Peter Steinacker. "Ich teile nicht das Weltbild der derzeitigen US-Regierung, die ganze Staaten und deren Völker in gut und böse unterteilt", sagt Steinacker.

Der US-amerikanische Sicherheitsexperte Andrew Denison hält einen Krieg für unausweichlich, falls Saddam Hussein keine umfassende Kontrolle seinerWaffenproduktionsstätten zulasse. Die Nachkriegsgeschichte Deutschlands habe gezeigt, dass es durchaus möglich sei, durch Krieg zu einem dauerhaften Frieden zu kommen. Die Kirchen hätten bislang keine überzeugenden Alternativen darlegen können.
 
Der Grüne Hans-Christian Ströbele verurteilt die Irakpolitik der USA. Ein Krieg seivölkerrechtswidrig. Saddam Hussein sei zwar ein Diktator. "Aber es ist falsch undheuchlerisch, Krieg zu führen und so das Leben von Hunderttausenden zu riskieren."

Peter Scholl-Latour kennt den Irak von vielen Reisen. "Ich bin sicher, dass es zu einem Angriff der USA kommt", sagt der Veteran unter den Kriegsreportern. Er warnt, Saddam Hussein könne mit Raketenangriffen versuchen, Israel in diesen Krieg hineinzuziehen.

Nach Ansicht von Generalmajor a.D. Manfred Eisele gehört Saddam Hussein auf die Anklagebank des Internationalen Strafgerichtshofs. "Belastendes Material gibt es genug", so der ehemalige Koordinator für Blauhelmeinsätze und heutige Berater von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Ein Militärschlag aber bedürfe des Mandats der Vereinten Nationen.

27. bis 28. November 2002 
„BIOTECHNICA BUSINESS FORUM" in Hannover. U.a. spricht Robert P. Lanza, Vizepraesident Advanced Cell Technology, (ACT), USA-Worcester, ueber "The use of cloning and stem cells in medicine". Mehr unter: http://www.biotechnica.de/29512

27. bis 29. November
Frauen - Beruf - Gesundheitswesen. Aerztinnen, Juristinnen und Theologinnen vor den Herausforderungen der modernen Medizin. Anfragen: Zentrum für Gesundheitsethik an der Ev. Akademie Loccum, Knochenhauerstr. 33, 30159 Hannover, Tel: 0511 - 1241-496, e-M: zfg@evlka.de

28. bis 30. November 2002, Gobale Bürgergesellschaft
Das Stuttgarter forum 3 steht in der Oeffentlichkeit zunehmend für den Slogan der Anti-Globalisierungsbewegung: "Eine andere Welt ist moeglich!". Seit einiger Zeit schon finden dort regelmäßig Arbeitstreffen von Aktivisten statt, und es wurden öffenltiche Veranstaltungen durchgeführt.
Wie in der Bewegung insgesamt spielt auch für Ulrich Morgenthaler die Netzwerkarbeit eine entscheidende Rolle, die im gemeinsamen Widerstehen gegen die einseitige Globalisierung entstehen - sowohl in der Nachbarschaft wie auch mit der Bestsellerautorin Maude Barlow in Canada.
Morgenthaler faßte auf dem "2. Welt Sozial Forum" in Porto Alegre Anfang diesen Jahres den Entschluß, sich dafür einzusetzten, "daß die WTO gestoppt wird". Auslöser war eine Rede von Martin Khor aus Malaysia, der darstellte, wie durch die Welthandelsorganisation WTO die bestehenden Mißstände verschärft werden: Durch das TRIPS-Abkommen soll geistiges Eigentum von Unternehmen geschützt werden, zu Lasten von Mensch und Natur; nach GATS sind alle Dienstleistungen, auch zwischenmenschliche Beziehungen, als Ware zu behandeln; das Abkommen über Landwirtschaft AoA wird das Gefälle zu industrialisierten Regionen weiter ausbauen. Khor vermittelte den Eindruck, "daß etwas Unwiderrufliches droht".
Vom 28. bis 30 . November sind dann drei Fraeuen eingeladen, die international für die Bewegung stehen: Neben Maude Barlow ist die Trägerin des alternativen Nobvelpreises Vandana Shiva aus New Delhi mit dabei, bekannt unter anderem für ihren Kampf gegen die TRIPS, nach dem indische Bauern gegenüber dem Saatgutkonzern tributpflichtig geworden waeren, der ein Patent für indischen Basmatireis anmeldete. Vandana Shiva: "Die Menschenrechte werden uns nicht von Regierungen gegeben. Sie sind uns angeboren". Teilnehmen wird auch die Wirtschaftsjuristin Lori Wallach aus Washington, die maßgeblich das Multilaterale Abkommen über Investitionen "MAI" verhinderte und 1999 in wesentlichen Teilen das Scheitern der WTO-Tagung von Seattle organisierte. Ihre Arbeitsweise: Jedes greifbare Geheimdokument, jeder Mißstand wird sofort veröffentlicht: "Am Licht der Welt koennen schlechte Vertraege zu Staub zerfallen, zerstoert von der Kritik, wie Vampire vom Tageslicht".
Die Veranstaltungen organisiert Morgenthaler gemeinsam mit Attac und anderen Akteuren der globalen Zivilgesellschaft. forum 3 Gymnasiumstr. 21, 70173 Stuttgart, Tel: 0711- 29 9372, www.forum3.de
 
 

Dezember 2002
2. Dezember
Stammzellforschung und Praeimplantationsdiagnostik im TV. Medizinethik im Fernsehen. . Veranstalter: Ev. Akademie Arnoldshain, Im Eichwaldsfeld 3, 61389 Schmitten/Ts., Tel: 06084 - 9440, Fax: 06084 - 944 138, e-M: office@evangelische-akademie.de, www.evangelische-akademie.de

2. Dezember
Forschungsergebnisse und ihre mediale Vermittlung. Referent: Prof. Dr. Michael Kroeher, Redaktion Technik und Forschung "Manager Magazin". Ort TU Braunschweig, Hoersaal PK 11.1, Pockelsstr. 11 (ehemalige Paed. Hochschule). Zeit: 18.30 Uhr

3. Dezember 2002 
"Eugenik". Referenten: Dr. Thomas Lemke: Genetik und Rasismus - eine Analyse genetischer Diagnostik aus Foucault'scher Perspektive. PD Dr. Hans-Walter Schmuhl: Rassenhygiene in Deutschland bis 1945. Zeit: 15.30 - 19.00 Uhr. Kontakt: Dr. Sigrid Graumann, IMEW, Berlin. Tel: 030-293817-79, Fax: 030-293817-80, e-M: info@imew.de, www.imew.de

5. und 6. Dezember
Genetik in Public Health. Werden wir zu einer Risiko(gruppen-)gesellschaft? Tagung mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Fachhochschule Duesseldorf. Ort: Hanns-Lilje-Haus, Hannover. Anfragen: Zentrum für Gesundheitsethik an der Ev. Akademiee Loccum, Knochenhauerstr. 33, 30159 Hannover, Tel: 0511 - 1241-496, e-M: zfg@evlka.de

10.12.
Strahlen für das Leben. Referent: Dr. med. Klaus Hoffmann. Ort: Hospiztreff, Hohetorwall 1A, Braunschweig. Zeit: 17.30 Uhr

7. bis 9.12.
Health Care Decision making in Europe. The role of ethics advisory boards in medicine and health care politics. Workshop. Ort. Ev. Akademie Loccum. Information: Zentrum fuer Gesundheitsethik, Knochenhauerstrasse 33, 30159 Hannover, Tel: 0511 - 1241 - 496, Fax: 0511 - 1241 - 497

9. Dezember
Der Winter als Lebensphase des Umbruchs. Ein Abend mit Maerchen und Geschichten. Klaus Pieper, Pastor i. R., Trauerbegleiter, Braunschweig. Veranstalter: Hospizarbeit Braunschweig e.V., Hohetorwall 1A, Braunschweig. Zeit: 17.30 Uhr

10. Dezember
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.

13. Dezember 2002
Tagung: "Hello Dolly? Feministische Inspektionen der Biotechnologien"
In den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen dominieren, wenn es um die neuesten Entwicklungen in den Gen- und Reproduktionstechnologien geht, der ethische, rechtliche und medizinische Diskurs. Es werden Chancen und Risiken von Stammzellen- oder Praeimplantationsforschung eroertert, medizinische Utopien entworfen oder problematisiert. Es wird diskutiert, inwieweit der "technische Fortschritt" mit dem Verstaendnis der Menschenwuerde, der Schoepfung, der Grundrechte und mit moralischen Gesellschaftsnormen vereinbar ist und welche rechtlichen Rahmenbedingungen zu fixieren sind. Es geht dabei z.B. um den moralischen und rechtlichen Status des Embryos, um Patentrechte oder um den Wirtschaftsstandort Deutschland, d.h. um wirtschaftliche Verwertungsinteressen.

Die Perspektiven der feministischen und Geschlechterforschung finden, wie der Schlussbericht der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" des deutschen Bundestages zeigt, nur unzureichend Eingang in den Mainstream. Es scheint deshalb sinnvoll, auf diesem Kolloquium erneut u.a. folgende Fragen in die oeffentliche Diskussion zu bringen: Welche Chancen und Risiken bringen die Gen- und Reproduktionstechnologien fuer Frauen mit sich? Laeuten diese eine neue Epoche weiblicher Selbstbestimmung ein oder wird der weibliche Koerper nur in neuer Form instrumentalisiert und anderen Verwertungszusammenhaengen dienstbar gemacht? Wem wird welches Recht auf Nutzung und Eigentum an Genen, Foeten usw. zugestanden? Ist das Recht auf Schwangerschaftsabbruch mit der Ablehnung der Embryo- und Stammzellenforschung vereinbar? Wie wird in den ethischen und rechtlichen Diskursen Geschlecht explizit und implizit konstruiert? Inwieweit sind universalistische Behauptungen und Grundannahmen z.B. aus ethnographischer Perspektive zu hinterfragen?

Programm:
9.15 Begruessung, danach bis 13.00 Uhr
Giselind Berg (TU Berlin): "Neue Techniken der Gen- und Reproduktionsmedizin - Chancen fuer Frauen"
Christiane Kohler-Weiss (Tuebingen): "Reproduktionsmedizin im Horizont der Geschoepflichkeit"

11.30 - 11.45: Kaffepause
Ingrid Schneider (Hamburg): "Rechtliche Regulierung von Gen- und Reproduktionsmedizin"
Moderation: Kerstin Palm
13.00 - 14.30: Mittagspause
14.30 - 17.00 
Monika Knoche (Berlin): "Leiblichkeitskonzept der Menschenwuerde. Koerperlichkeit und Entkoerperlichung der Fruchtbarkeit der Frau"
Michi Knecht (HU Berlin): "Zwischen Mikro-Praxen und Makro-Ethik: Ethnologische UEberlegungen zu bioethischen Regulierungsversuchen im Feld neuer Reproduktionstechnologien"
Moderation: Nina Koelsch-Bunzen. Ort: Humboldt-Universitaet Berlin, Unter den Linden 6, Raum 2103 ab 14 Uhr Raum 3119, Eingang Kinosaal/Audimax)

Kontaktadresse
Angelika Wessel, Wedderkopsweg 4, 38118 Braunschweig, Tel + Fax: 0531 50 65 15
Bankverbindung: Postbank Hannover, Konto 3539 26-308, BLZ 250 100 30 – Angelika Wessel
Stichwort: ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘

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- Grundsatzprogramme der Parteien für die bioethischen Themen
Die InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Bayern, Christian Frodl, hat eine Informationsschrift für die kritische biopolitische Arbeit für die kommenden Jahre erstellt.

Inhalt:
Eine Auswertung der Aussagen der Grundsatz- und Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien für die Legislaturperiode des Deutschen Bundestag 2002 - 2006 mit der Gegenüberstellung zu ihren Taten (eingebrachte Anträge, Anfragen, Gesetzentwürfe) zu den bioethisch relevanten Themen.

Diese Broschüre im pdf-Format ist abrufbar auf dem Gemeinschaftsportal der InteressenGemeischaften Kritische Bioethik Deutschland unter http://www.kritische-bioethik.de in der Rubrik Aktionen.

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- Der Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen ist verfügbar:

http://www.spd.de/servlet/PB/menu/1023283/index.html

Dort kann man sich über einen Link am unteren Rand den Koalitionsvertrag als PDF-Datei herunterladen.

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Berlin, 17. Oktober 2002

Hubert Hueppe: "Rot-grüner Koalitionsvertrag in biomedizinischen Fragen nebulös"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hueppe, in der ablaufenden Legislaturperiode stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" erklärt zur Behandlung der Bioethik im jetzt veroeffentlichten Koalitionsvertag:

In wichtigen und die Menschen sehr bewegenden Punkten der Biomedizin bleibt der Koalitionsvertrag merkwürdig nebuloes. In einigen Punkten muß er zudem Anlaß zu konkreten Befürchtungen geben. Offensichtlich haben die Grünen hier auf breiter Front ihre Positionen aufgegeben.

Zwar wird das in der letzten Legislatur erst angekuendigte, dann auf Eis gelegte Gentestgesetz wieder angekündigt. Doch voellig unklar bleibt, wie die Koalition konkret mit strittigen Fragen wie verbrauchender Embryonenforschung, Präimplantationsdiagnostik, Stammzellenforschung, Klonen zu Forschungszwecken, fremdnütziger Forschung an nicht-einwilligungsfaehigen Menschen, Sterbehilfe oder der EU-Biopatentrichtlinie umgehen wird oder ob sie die umstritteneBioethik-Konvention des Europarates unterzeichnen will. Letzteres koennteaus einer Passage herausgelesen werden, man wolle "darauf hinwirken,dass ausstehende Konventionen und Zusatzprotokolle im Menschenrechtsbereich ratifiziert sowie bestehende Vorbehalte zurueckgenommen werden".

Wenn es lapidar heißt "Mit Fragen der Fortpflanzungs- und Biomedizin werden wir ethisch verantwortlich unter Wahrung der Gewissensfreiheit umgehen", so bleibt voellig unbestimmt, was jeweils als "ethisch verantwortlich" anzusehen ist. Und mit der ausdruecklichen Nennung der Gewissensfreiheit muß eine zusaetzliche Relativierung befürchtet werden.

Dass die rot-gruene Koalition die zur Zeit debattierte UN-Konvention gegen das reproduktive Klonen, die entsprechend dem Willen der Bundesregierung das Klonen menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken ausdrücklich nicht unterbinden soll, zum Ausgangspunkt einer UN-Konvention zur Biomedizin machen will, läßt weitere Befuerchtungen aufkommen. Möglicherweise droht eine internationale Konvention mit sogar gegenüber der umstrittenen Bioethik-Konvention des Europarates noch weiter abgesenkten Schutzstandards.

Vor diesem Hintergrund - und auch angesichts der Tendenz des von Gerhard Schröder eingesetzen "Nationalen Ethikrats" in Richtung der Einfuehrung der Präimplantationsdiagnostik - steht der Bundestag gegenüber den Bürgern in der Pflicht, demokratische Kontrolle und parlamentarische Verantwortung in der Biomedizin wahrzunehmen. Ein richtiger erster Schritt ist hierbei die zügige Wiedereinsetzung einer Enquete-Kommission, wie sie auch der Schlußbericht der Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" (BT-Drs. 14/9020) empfohlen hat.

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24.10.02, ddp meldet, der "Nationale Ethikrat" wolle eine Empfehlung zur Praeimplantationsdiagnostik (PID) voraussichtlich Mitte Januar 2003 vorlegen. ddp beruft sich dabei auf den Vorsitzenden Spiros Simitis am Rande der heutigen oeffentlichen Jahrestagung des "Nationalen Ethikrats" in Berlin (Thema "Biobanken"). Simitis hoffe, dass danach der Bundestag das Thema PID möglichst rasch aufgreife, um auf der Grundlage der Stellungnahme des "Nationalen Ethikrats" sowie der Empfehlungen der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" zu einer gesetzlichen Regelung zu kommen.

Die Enquete-Kommission hatte die Zulassung der PID mit großer Mehrheit abgelehnt.

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- Schwangerschaftsabbrüche
Berlin: Di, 08.10.2002 Pressedienst des Deutschen Bundestages, Nr. 231
Die Zahl der von 1997 bis 2000 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche ist geringfuegig um 2,8 Prozent gestiegen. Von einem Zusammenhang zwischen den ruecklaeufigen Geburtszahlen und der Zunahme von Schwangerschaftsabbruechen kann nach Ansicht der Bundesregierung nicht ausgegangen werden. So heißt es in ihrer Antwort (14/9985) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU (14/9974).
Darin lehnt die Regierung eine Auswertung der schriftlichen Erfahrungsberichte der Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen und eine Vorlage an den Gesetzgeber ab, da die Berichtspflicht nur der Ueberpruefung der praktischen Durchführung der Beratung diene.
Das Bundesverfassungsgericht habe entschieden, dass die Berichte nicht zur Überpruefung und Bewertung einzelner Abbrueche verwendet werden dürfen. Gesicherte Erkenntnisse ueber die unmittelbaren Ursachen für einen Schwangerschaftsabbruch könnten nicht gewonnen werden, heißt es in der Antwort weiter.

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Reproduktionsmedizin und Gentechnik - Frauen zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Normierung - Die Dokumentation der Fachtagung vom 15. bis 17. November 2001 in Berlin steht jetzt zur Verfuegung. - Ziel dieser Fachtagung war es, frauenpolitische Aspekte, die in der aktuellen oeffenltichen Debatte um die Biopolitik kaum in den Blick genommen werden, in die Diskussion zu bringen und politische Strategien zu entwickeln. - Die kostenlose Bestellung kann gerichtet werden an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), 51101 Köln, Bestellnummer 1330 7000.

Ebenfalls von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklaerung, 51101 Köln ist herausgegeben worden das Faltblatt 'Schwangerschaft - Pränataldiagnostik. Beratung, Methoden und Hilfen'. Es stellt in einer gut verstaendlichen Übersicht die unterschiedlichen Vorsorgeuntersuchungen dar mit Hinweisen zu den Fragen wie, warum, wann geschieht die Untersuchung, was erfahre ich, was gibt es zu bedenken und Adressen von Beratungsstellen.

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- Nationaler Ethikrat tagt öffentlich, 29.10.02

Der Nationale Ethikrat hat 25 Mitglieder, die vom Bundeskanzler für vier Jahre berufen wurden. Das Gremium trifft sich in der Regel einmal pro Monat zu Sitzungen in Berlin. 
Gegruendet wurde der Rat durch einen Beschluss der Regierung vom Mai 2001. Die konstituierende Sitzung fand am 8. Juni 2001 statt. 
Von 2003 an sollen alle Plenumssitzungen oeffentlich sein. Parallel dazu wird es auch andere Veranstaltungen geben, bei denen das Publikum mitdiskutieren kann.

Der Ethikrat im Internet:
www.ethikrat.org 

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Berlin (ots) – Heute, 30.10.2002, debattiert der Bundestag über Bildung und Forschung. Aus diesem Anlass erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Maria Böhmer MdB:

Die Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" muss auch in dieser Legislaturperiode wieder eingesetzt werden. In vielen Bereichen der Bio- und Gentechnologie, aber auch der Medizin gibt es offene Fragen, die durch den Gesetzgeber geregelt werden müssen. Beispielhaft sind zu nennen der EU-Biopatentschutz, Biobanken, Gendatenschutz, die Forderung nach einem Fortpflanzungsmedizingesetz oder die Palliativmedizin. Auch die wissenschaftlichen Erkenntnisgewinne bei der Grünen Gentechnik müssen thematisiert werden. Die Koalitionsvereinbarung verliert darüber kaum ein Wort. Diese Themen, die den Menschen unter den Nägeln brennen und einer grundsätzlichen Entscheidung bedürfen, werden wir auf die Tagesordnung bringen. 

Viele Aspekte müssen bei der Gesetzgebung berücksichtigt, die Chancen und Risiken ausgelotet sowie die ethischen und rechtlichen Konsequenzen bedacht werden. Ein außerhalb des Parlaments angesiedeltes Gremium wie der Nationale Ethikrat kann dies nicht leisten. Der Ort der Beratung und Entscheidung von Fragen von derart zentraler Bedeutung für das Menschenbild und die Bewahrung der Schöpfung muss der Bundestag sein. Deshalb muss die Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" wieder eingesetzt werden.

In den vergangenen vier Jahren hat die Kommission gute Arbeit geleistet und wichtige Impulse für die parlamentarische und gesellschaftliche Diskussion gegeben. Dies gilt insbesondere für den Teilbericht zum geistigen Eigentum, genauso aber auch für die Empfehlungen zu Form und Inhalt der Begleitung von Gesetzgebungs- und Entscheidungsverfahren oder des Dialogs mit der Öffentlichkeit. Wir können auch in Zukunft nicht auf dieses Gremium verzichten.

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Berliner Zeitung, 29.10.2002

Gesucht: Das sichere Bankgeheimnis für Gendaten
Der Nationale Ethikrat befasste sich auf seiner ersten öffentlichen Tagung mit Biobanken. Darin lagern Proben, die menschliches Erbgut enthalten
Franziska Beckmann

Die Botschaft, welche die Mitglieder des Nationalen Ethikrates in der vergangenen Woche an die Bundesregierung richteten, war deutlich: Der Umgang mit genetischen Daten müsse dringend gesetzlich geregelt werden. "Medizinische Informationen, die das Erbgut von Patienten betreffen, müssen vor Missbrauch geschützt sein", sagte der Vorsitzende des Ethikrates, Spiros Simitis, auf der Jahrestagung des Komitees in Berlin.

Auf der Tagung ging es um Biobanken. In solchen Banken werden Substanzen des menschlichen Körpers gespeichert - Blut, Gewebe oder Zellen -, die intakte Erbsubstanz (DNA) enthalten. Aus den Proben lassen sich also genetische Informationen gewinnen. Zwar werden in Deutschland, anders als etwa in Großbritannien, noch keine zentralen Biobanken aufgebaut, die große Bevölkerungsgruppen erfassen. Doch auch hier zu Lande werden für etliche Studien Gewebeproben oder DNA gespeichert.

Wem gehört das gelagerte Material? Wie können die Daten vor dem Zugriff Unbefugter geschützt werden? Und wie sinnvoll ist Forschung, die sich auf solche Banken stützt? Darueber debattierten die Mitglieder des Ethikrates, dem unter anderem Juristen, Philosophen und Mediziner angehören.

In Biobanken setzen Forscher hohe Erwartungen: Sie hoffen, mit Hilfe der daraus gewonnenen Information die Ursachen von Krankheiten entschlüsseln zu können und Ansatzpunkte für neue Medikamente zu finden. "Bei der Entstehung der großen Volkskrankheiten wie Herzleiden oder Krebs spielen etliche Gene und Umweltfaktoren zusammen", erläuterte auf dem Kongress Stefan Schreiber von der Universitaet Kiel. Die Erforschung dieser Leiden sei daher muehsam. "Die in Biobanken zusammengeführte Information kann Forschern helfen, die Rolle einzelner Gene genauer zu identifizieren", sagte Schreiber. In den Banken lagern nicht nur die Gendaten eines Patienten, sondern auch Informationen, die seinen Lebensstil oder Erkrankungen bei Blutsverwandten betreffen. 

Darueber hinaus hoffen Forscher, mit Hilfe genetischer Informationen aufwändige Therapien gezielter einsetzen zu koennen. "Bislang stochern wir bei der Behandlung noch oft im Nebel herum", berichtete Schreiber, der im "Nationalen Genomforschungsnetz" den Schwerpunkt "Umweltbedingte Erkrankungen" koordiniert. So wuessten Aerzte bei Krebspatienten häufig nicht, welche der Betroffenen auf eine Chemotherapie ansprechen. Auch ob ein Medikament bei einem Patienten schwere Nebenwirkungen hervorruft, zeigt sich oft erst waehrend der Behandlung. "Mit Hilfe der Information aus einer Biobank ist es möglich, Reaktionen auf eine Therapie einem bestimmten genetischen Profil zuzuordnen", erlaeuterte Schreiber. Fernziel der Forscher ist die Entwicklung "individueller" Medikamente, die ganz auf den einzelnen Menschen zugeschnitten sind.

Großprojekte, die in anderen Ländern bereits angelaufen sind, verdeutlichen aber auch die ethischen Probleme von Gen- und Biobanken. In Island etwa begann man 1998 mit dem Aufbau der weltweit ersten zentralen Datenbank, in der die Erbinformation aller 280 000 Inselbewohner erfasst werden soll. Das alleinige Nutzungsrecht an den Daten besitzt die Firma DeCode Genetics. "Die Betroffenen werden bei der Erfassung der Daten nicht nach ihrer Einwilligung gefragt - sie haben lediglich das Recht, dagegen Widerspruch einzulegen", berichtete Sigridur Thorgeisdottir von der Universitaet Island auf der Tagung.

Andere Laender wie Estland oder Großbritannien, die ebenfalls größere Gendatenbanken aufbauen, bemühen sich um mehr Sensibilität im Umgang mit ethischen Problemen. So muss in Großbritannien jeder Spender von Genmaterial ausdrücklich einwilligen, dass seine Erbinformation für Forschungszwecke genutzt wird - davor wird er ausführlich über das geplante Projekt aufgeklaert. 

Datenschützer jedoch halten eine einmalige Zustimmung für unzureichend. Wenn nach Abschluss der Studie mit dem Material noch weitergeforscht werde, müsse der Betroffene erneut um seine Einwilligung gebeten werden.

Umstritten ist auch, wie genetische Daten vor dem Zugriff Dritter geschuetzt werden können - etwa von Versicherungen oder Arbeitgebern. "Um einen Missbrauch der Daten zu verhindern, sollte man als Träger von Biobanken gemeinnützige Stiftungen ins Leben rufen", empfahl die Hamburger Politikwissenschaftlerin Ingrid Schneider während der Diskussion. 

Jenseits ethischer Bedenken stellt sich die Frage, ob große Biobanken tatsächlich die immensen Hoffnungen erfüllen werden, die viele Forscher in sie setzen. Stefan Schreiber etwa hält den Nutzen eines genetischen Massenscreenings, wie es in Island betrieben wird, für fragwürdig. Bei solchen Mammutprojekten sei die Gefahr methodischer Fehler groß - so koennten etwa die untersuchten Krankheitsbilder nicht präzise definiert werden. 

Auch auf die Grenzen der Genforschung an sich wiesen die Experten immer wieder hin. Die meisten "Volksleiden" seien nicht einmal zur Hälfte genetisch bedingt, hieß es auf der Tagung. Dieser Umstand, sagte Ethikratmitglied Wolfgang van den Daele, sei für Kritiker der Genforschung doch eigentlich troestlich: "Der Mensch wird eben nicht nur durch seine Gene bestimmt."

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Auf der Webseite der SPD-Fraktion war am 30.10.2002 am Ende zu lesen unter http://www.spdfraktion.de/pa/ "... Mitte bis Ende November: Einsetzung neuer Enquete-Kommissionen und weiterer Arbeitsgruppen.“ Wir duerfen gespannt sein, was wirklich geschieht .........
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Berlin, 31. Oktober 2002
Hubert Hüppe: "SPD-Widerstand gegen Bioethik-Enquete befremdlich"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe, in der ablaufenden Legislaturperiode stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" erklärt zur Diskussion um die Wiedereinsetzung der Enquete-Kommission:

Die unverhohlene Ablehnung einer Enquete-Kommission des Bundestages zur Bioethik durch den forschungspolitischen Sprecher der SPD, Jörg Tauss, ist erstaunlich und befremdlich. Die Haltung von Jörg Tauss schürt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Aussage des Koalitionsvertrages, man wolle mit Fragen der Biomedizin "ethisch verantwortlich unter Wahrung der Gewissensfreiheit umgehen".

Viele Entwicklungen der Biomedizin stellen grundsätzliche Anfragen an unser Menschenbild und unsere gesellschaftliche Solidarität. Die wissenschaftlich-medizinische Entwicklung schreitet weiter voran. Damit verbinden sich Chancen und Hoffnungen, aber auch ernstzunehmende Sorgen. Klonen, Entschlüsselung des Genoms, Forschung am Menschen, Biobanken und Speicherung genetischer Daten bewegen die Öffentlichkeit, die zu Recht erwartet, dass sich das gewählte Parlament dieser Fragestellungen unmittelbar annimmt. Es bedarf der Analyse und Bewertung, gesetzgeberischer Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten müssen aufgezeigt werden. Vor allem kommt es - wie die Vergangenheit gezeigt hat - auf die rechtzeitige Wahrnehmung und Behandlung dieser Themen an. 

Dies ist eine Aufgabe des Bundestages, der er sich nicht entziehen darf. Eine mit gewählten Abgeordneten und Sachverständigen besetzte Enquete-Kommission ist hierfür das geeignete und legitime Gremium. Nicht zuletzt wurde dies durch die außerordentlich positive Aufnahme der Berichte der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" in der vergangenen Legislaturperiode durch Parlament und Öffentlichkeit unter Beweis gestellt. Ein externes Beratergremium des Bundeskanzlers wie der "Nationale Ethikrat" kann dies nicht stellvertretend für den Bundestag leisten. Wer wie der forschungspolitische Sprecher der SPD die offene und demokratisch legitimierte Behandlung der Bioethik rundweg ablehnt, setzt sich dem Verdacht aus, die offene Diskussion zu scheuen. 

Erfreulicherweise gibt es jedoch auch andere Stimmen aus den Koalitionsfraktionen. Dies gibt Anlaß zu der Hoffnung auf eine fraktionsübergreifende Mehrheit für die Einsetzung der Enquete-Kommission zur Bioethik. Zwar ist hierfür nur ein Viertel der Mitglieder des Bundestages erforderlich, doch wäre wäre es bedauerlich und dem Ansehen des Parlaments abträglich, wenn die CDU/CSU die Enquete-Kommission gegen den Widerstand der SPD durchsetzen müßte.

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- Aussschüsse im Bundestag
Berlin: Mi, 30.10.2002 Redaktionsschluss: 09:45 Uhr (240)
Berlin: (hib/VOM) Der Bundestag hat am Mittwochvormittag 21 ständige Ausschüsse eingesetzt. Er folgte damit einem gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP (15/19).
Anmerkung von Frau Wessel: Einzelheiten dazu geben wir Ihnen demnächst bekannt.

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- Das Gesundheitswesen: Die Kostenexplosion - eine sozialpolitische Lüge. Das Fischer Taschenbuch 1998 mit dem Titel „Das Maerchen von der Kostenexplosion - Populäre Irrtümer zur Gesundheitspolitik“ (Bernard Braun, Universitaet Bremen, Zentrum für Sozialpolitik; Hagen Kühn, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung; Hartmut Reiners, Sozialministerium Brandenburg) sei allen empfohlen, denen der Ärztestand, der Pflegebereich, die Patienten – der Mensch als solcher – ein Anliegen ist.

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BookRelease am 28. Oktober 2002 / 20h! montagsPraxis <http://montagsPraxis.bbooksz.de> 
„Angewandte Genetik - Gene zwischen Mythos und Kommerz“, Fabian Kröger, Christoph Schulz, Alexander von Schwerin, Uta Wagenmann (Hg.), Berlin 2002, b_books-Verlag, 9 Euro, ISBN: 3-933557-35-6. Angewandte Kritik meets Angewandte Genetik. Gibt es eine Kritik an Biotechnologie jenseits der Ethikdebatten? Das Projekt Angewandte Genetik bewegt sich zwischen Start-up-Szene, therapeutischen Versprechen, Berlin als einer Kathedrale des Gen-Glaubens und der Vision allseitig herstellbarer Gesundheit. Angewandte Genetik befragt die Vorannahmen biotechnologischer Wissensproduktion. Zwischen Horrovisionen und Verheißungsversprechen greifen Humangenomforschung und gesellschaftliche Umstrukturierung ineinander. 
Neben der Entstehungsgeschichte des Projektes soll es um die Veraenderung des Gen-Diskurses seit der Entzifferung des menschlichen Erbgutes gehen. Dazu zeigen wir eine Dokumentation zum derzeitigen Stand der Humangenomforschung. Kontakt: angewandtegenetik@web.de 

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- FALTBLATT InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Niedersachsen
Das Faltblatt der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Niedersachsen im PDF-Format finden Sie unter www.bioethik-niedersachsen.de in der Eingangsseite oder in der Rubrik Downloads. Der direkte Link zum runterladen lautet http://www.kritischebioethik.de/IGKB_Niedersachsen_Faltblatt.pdf.

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PS: Ausführliche Presseartikel finden Sie unter www.kritische-bioethik.de in der Rubrik Presse.
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Einen freundlichen Gruß, Ihre Angelika Wessel
 
 

Kontaktadresse
Angelika Wessel, Wedderkopsweg 4, 38118 Braunschweig, Tel + Fax: 0531 50 65 15
Bankverbindung: Postbank Hannover, Konto 3539 26-308, BLZ 250 100 30 - Angelika Wessel
Stichwort: ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘

http://www.kritische-bioethik.de
Das neue Portal zu Themen der Bioethik –
ein Gemeinschaftsprojekt der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland
 

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