Forum Bioethik Herausgegeben vom Presseamt
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Köln, 27. Januar 2003

Beitrag des Erzbischofs von Köln in der "Welt am Sonntag" zur
Präimplantationsdiagnostik und zum therapeutischen Klonen

PEK (030127) - In der "Welt am Sonntag" vom 26. Januar 2003 hat sich
Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zu den Empfehlungen des Ethikrates
und der Reaktion von Bundeskanzler Gerhard Schröder geäußert. PEK
dokumentiert den Beitrag des Kardinals im Wortlaut:

Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat das so ge-nannte
therapeutische Klonen zur Debatte gestellt und seinen "Ethikrat" die "an
strenge Bedingungen geknüpfte Zulassung" der Präimplantationsdiagnostik
beschließen lassen. Damit versündigt sich der Regierungschef unseres
Landes am Gebot Gottes und missachtet unsere Verfassung, die auf dem
unaufgebbaren Artikel 1 aufruht: "Die Würde des Menschen ist
unantastbar."

Ein Politiker ist nicht nur für das, was er selbst tut, sondern auch für
das, was er aktiv fördert, verantwortlich. Die gesetzliche Ermögli-chung
der Tötung von unschuldigen Menschen nach Qualitätsgesichtspunkten ist
menschenverachtend. Solches Unrecht ist auch "an strenge Bedingungen
geknüpft" empörendes Unrecht. Zu behaupten, Menschen mit Down-Syndrom
dürfe man am Beginn ihrer Existenz töten, andere aber nicht, ist
unbeschreiblich zynisch. Ebenso ist die "Herstellung" von Menschen, um
sie dann für therapeutische Zwecke zu töten, zutiefst unmoralisch.

Wer zu solchen Grenzüberschreitungen aufruft, untergräbt das Fundament
einer humanen Gesellschaft und einer demokratischen Staatsordnung. Der
Bundestag, dessen demokratisch legitimierte Enquetekommission zu diesen
Fragen ihrem Auftrag eindrucksvoll gerecht geworden ist, ist
aufgefordert, den Bundeskanzler in die Schran-ken zu weisen. Alle, die
Menschenopfer für angeblich gute Zwecke fordern, auch die ruft Gott:
"Kain, wo ist dein Bruder Abel?"

Köln, den 24. Januar 2003
" Joachim Kardinal Meisner
Erzbischof von Köln

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