Forum Bioethik Anbei ein Kommentar aus der Braunschweiger Zeitung zu der Pisa-Studie
Dieser Artikel ist ein kurzer ironischer Beitrag zur Pisa- Studie. Er weist auch auf allgemeine gesellschaftliche Probleme hin, die sich schließlich auch bei Kindern auswirken.
Worin liegt nun der Zusammenhang zur Bioethik?
In der Bioethik drückt sich ein grundlegender Biologismus aus, d.h. es wird bei Krankheiten, Störungen usw. nach biologischen Ursachen gesucht. Schließlich wird ein Gen-Defekt oder eine genetische Ursache für ein Phänomen gesucht bzw. gefunden.
Gesellschaftliche oder soziale Ursachen spielen kaum noch eine Rolle. Dadurch entsteht ein merkwürdiges Bild. Statt die Lebensbedingungen z.B. von Kindern zu verbessern, wird bei Störungen vielleicht bald schon nach einer genetischen Ursache gesucht - mit der Folge, dass entweder Medikamente oder in absehbarer Zukunft auch eine Gentherapie eingesetzt werden könnte.
Wäre es nicht einfacher und... schöner, die Schulen freundlicher zu gestalten, sich mehr Zeit für Kinder zu nehmen, überhaupt die Lebensbedingungen der Kinder wieder zu verändern...? Dann würden sich so manche Probleme wie von selber lösen.

Kinder der Spaßgesellschaft
Schulreform und Leistungsgedanke
Was Hänschen nicht lernt, lernt er nimmermehr. Manch einem Handwerksmeister mag dieses Sprichwort einfallen, wenn er über Bewerbungsunterlagen neuer Auszubildender brütet oder Vorstellungsgespräche hinter sich hat, Rechtschreibfehler zum Haareraufen, mangelnde Ausdrucksfähigkeit und Umgangsformen, Rechenkünste, die eine Dreisatzaufgabe zum Denksportmarathon machen- immer mehr junge Menschen verlassen die Schule, ohne grundlegende Kulturtechniken zu beherrschen, die das Tor zur Arbeitswelt öffnen. Was soll der Handwerksmeister machen?
Duden, Knigge und Taschenrechner austeilen, um die Defizite unseres ineffizienten Bildungssystems auszubügeln?
Für eine Nachschulung bleibt keine Zeit, zumal die Anforderungen vieler Berufe sich spürbar erhöht haben. Elektronik und Computer sind aus Autohäusern, Bäckereien oder Schlossereien nicht mehr wegzudenken. Sie sorgen dafür, dass sich der Abstand zwischen Schulwissen und beruflicher Nachfrage stetig vergrößert.
Die überfällige Schulreform in Niedersachsen darf deshalb nicht in einer Strukturreform hängen bleiben. Sie muss zügig dafür sorgen,dass der Unterricht besser, zuverlässiger, effizienter wird, und den Leistungsgedanken wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Sonst lullt uns die Spaßgesellschaft, in der Radiosender ab Dienstag schon die Tage bis zum Wochenende zählen, bald ganz ein. Nur die kann auf Rechnen, Schreiben und Lesen verzichten.
(Braunschweiger Zeitung vom 4.Jan.2002)

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