Forum Bioethik


http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/07/01/120a0405.asp

Ärzte Zeitung, 01.07.2003

Bald kommt das erste Internet-Baby auf die Welt

Paare und Einzelpersonen können in Großbritannien im Internet
Samenzellen für umgerechnet 2000 Euro kaufen

LONDON (ast). Großbritanniens erstes sogenanntes Internet-Baby soll im
August geboren werden. Ein anonym bleibendes Paar hat nach
"BBC"-Berichten Sperma via Internet gekauft, die Frau befruchtete sich
selbst. Kritiker melden ethische und medizinische Bedenken an.

Die Website "ManNotIncluded.com" bietet Paaren und Einzelpersonen mit
Kinderwunsch Samenzellen für umgerechnet 2000 Euro an. Die Interessenten
suchen sich auf der Website einen Samenspender aus, die Spermaprobe wird
ins Haus geliefert. Mindestens 16 Paare haben bislang von dem Angebot
Gebrauch gemacht und erwarten jetzt Nachwuchs.

Das Unternehmen "ManNotIncluded.com" wurde nach einem Bericht der
Londoner Tageszeitung "Times" von einem lesbischen Paar aus Liverpool
gegründet. Nachdem man sich ursprünglich ausschließlich an lesbische
Paare mit Kinderwunsch hatte wenden wollen, sei "schnell klar geworden,
daß auch heterosexuelle Paare Spendersamen brauchen", so eine der
Firmengründerinnen.

Eine der Kundinnen, die 26jährige Jaimie Saphier, sagte der "Times":
"Wir wissen, daß einige das nicht gut finden werden. Das ist ihr gutes
Recht. Aber solange unser Kind geliebt wird und alles hat, was es
braucht, kann ich nicht sehen, was daran falsch sein soll."

Kritiker äußerten indessen ethische und medizinische Bedenken gegen den
Verkauf von Sperma über das Internet. Die Zeugung von Kindern werde so
zu einem reinen Geschäft, sagte Anthony Cole, Vorsitzender der Medical
Ethics Alliance (MEA). Die MEA ist ein Zusammenschluß christlicher
Mediziner. Die britische Aufsichtsbehörde (Human Fertilisation and
Embryology Authority, HFEA) erklärte sich für nicht zuständig, da die
Website "vornehmlich frische Samenzellen" verkaufe.

Gesundheitspolitiker in Großbritannien verlangen eine Überprüfung der
Bestimmungen, um mögliche Schlupflöcher zu stopfen.



http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/07/01/120a0202.asp

Ärzte Zeitung, 01.07.2003


KOMMENTAR

Einfaches Verfahren mit vielen Bedenken

Von Arndt Striegler

In Großbritannien wird bald ein Baby geboren, dessen Eltern Samenzellen
über das Internet gekauft haben, um dann zu Hause selbst eine
In-vitro-Fertilisation (IvF) vorzunehmen. Über 16 Paare erwarteten
derzeit auf diese Weise Nachwuchs, verkündete stolz der britische
Spermaversand "ManNotIncluded.com".

Das Verfahren ist einfach, die Bedenken sind groß. So hat ein Kind das
Recht zu wissen, wer sein Vater ist. Bei dem Verfahren bleibt der
Spender jedoch anonym. Die Betreiber nutzen bei dem Online-Handel ein
juristisches Schlupfloch. Ein Gesetz verbietet nämlich der britischen
Aufsichtsbehörde "Human Fertilisation and Embryology Authority" (HFEA),
die Abgabe von frischem Samen zu regulieren. Solange das Sperma nicht
eingefroren und vor dem Verkauf gelagert ist, sind der HFEA die Hände
gebunden. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.

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