Forum Bioethik
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D. Ideen
Weshalb Ideen?
In der Bioethik zeigt sich ja ein Menschenbild, das durch zwei markante
Punkte geprägt ist und zwar - indem so viel Wert auf die Bedeutung
der Gene gelegt wird - durch eine Art Biologismus und andererseits durch
das selektive Denken. Das heißt, indem der Mensch weitgehend auf
seine Gene reduziert wird, spielt das Geistige oder gar das Spirituelle
kaum noch eine Rolle, und andere Faktoren wie Umwelt oder auch Erziehung
spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Das hat problematische Auswirkungen,
die u.a. zu einer Philosophie wie die von Sloterdijk führen kann,
die für jeden Pädagogen ein Schlag ins Gesicht ist. Zum Beispiel,
wenn Sloterdijk in seiner bekannten „Elmauer Rede“ feststellt, daß
die Versuche, den Menschen durch Erziehung zu verbessern, gescheitert seien,
und er überlegt, ob man den Menschen mit Hilfe der Gentechnik zähmen
kann.
Das andere betrifft das selektive Denken, welches zu einer neuen Form
von Eugenik führt und auch das Lebensrecht von Menschen in Frage stellt,
wie es dann in einer extremen Weise bei den Philosophen Singer und Hoerster
geschieht.
Dem sollte aber etwas entgegengesetzt werden. Und zwar unter dem Zeichen:
Gegen Biologismus und selektives Denken.
So entstand u.a. die Idee zu einem Konzert „Keltische
Harfe gegen Bioethik“. Die Keltische Harfe ist ja ein Symbol des Spirituellen
und des Lebendigen - dagegen sollten die Texte aus der modernen Philosophie
Singers mit ihren Tötungsinhalten stehen. - Die Idee geht auf ein
Konzert von amnesty international gegen die Todesstrafe zurück. So
wie bei dem Konzert Texte zur Todesstrafe vorgelesen wurden und dann dazu
die Musik einsetzte, so sollten bei dem neuen Konzert Originaltexte von
Singer gesprochen werden (Texte, in denen z.B. Geistigbehinderten, insofern
sie keine „Personen“ sind, das Lebensrecht in problematischer Weise abgesprochen
wird), und die Harfe kann ein Gegenstück dazu bilden, sie sollte den
Wert von Menschen symbolisieren, die Friedfertigkeit und Achtung voreinander.
So wie schon früher in Irland die Barden auf ihrer Harfe so manche
Geschichten erzählten. Jeder Mensch ist einzigartig und etwas Besonderes
- ob behindert oder nicht.
Durch Originaltexte von Singer kann gerade auch deutlich werden, wie
gravierend das neue Denken ist und wo wir inzwischen schon wieder stehen.
KONZERT
Keltische Harfe gegen Bioethik mit Texten von Peter Singer
Aus den Texten:
„Sofern der Tod eines geschädigten Säuglings zur Geburt eines
anderen Kindes mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt,
dann ist die Gesamtsummen des Glücks größer, wenn der behinderte
Säugling getötet wird.“ (Singer, Praktische Ethik, S.183)
„In Kapitel 4 haben wir gesehen, daß die Zugehörigkeit eines
menschlichen Wesens zur Spezies Homo sapiens allein keine Bedeutung dafür
hat, ob es verwerflich ist, es zu töten, entscheidend sind vielmehr
Eigenschaften wie Rationalität, Autonomie und Selbstbewußtsein.
Mißgebildete Säuglinge haben diese Eigenschaften nicht. Sie
zu töten kann daher nicht gleichgesetzt werden mit dem Töten
normaler menschlicher Wesen.“ (Singer, Praktische Ethik S.179)
In diesen Texten kommt eine Haltung zum Ausdruck, die kaum nachvollziehen
kann, was das Besondere zum Beispiel auch in der Arbeit mit geistigbehinderten
Kindern ist. Möge ein Konzert dazu dienen, diesen Gedanken etwas entgegenzusetzen.
Leider ändert sich das gesellschaftliche Klima auch immer mehr, so
daß diese Gedanken langsam hoffähig werden und sie ernsthaft
diskutiert und behandelt werden - selbst in philosophischen Seminaren,
wie es noch 1997 in Braunschweig geschehen ist.
Vielleicht ist aber auch die Musik ein Beitrag, dieser Art von Tötungsethik
entgegenzuwirken...
- Samba gegen Bioethik-Kongreß in Rio
Gegenveranstaltungen zum Singer- Kongreß in Rio
im Jahr 2002
Alle zwei Jahre veranstaltet die Internationale Bioethik-Assoziation
einen internationalen Kongreß, der diesmal in Rio de Janeiro in Brasilien
statt- findet. Der Philosoph Peter Singer ist insofern aktiv daran beteiligt,
als er auch Mitbegründer dieser Assoziation ist und dort Vorträge
hält. Der letzte dieser Kongresse war in London im September 2000.
Daran hatten u.a. auch Kritiker von Singer teilgenommen.
Wenn nun in Rio der Kongreß der trockenen Bioethiker durchgeführt
wird und sie über das Lebensrecht von Menschen angesichts der neuen
Entwicklungen in der Genforschung und der modernen Medizin nachdenken,
könnten in Deutschland zum Beispiel Samba- Veranstaltungen stattfinden,
auf denen für das Lebensrecht von allen Menschen eingetreten wird.
So wird geplant, zu dieser Thematik in Braunschweig eine Veranstaltung
mit einer Samba-Gruppe zu organisieren. Und mit Samba-Rhythmen kann
in der Stadt auf diese Problematik aufmerksam gemacht werden.
Übrigens ist das Faltblatt des Arbeitskreis Bioethik Braunschweig
auch ins Portugiesische übersetzt worden. Da dieses Faltblatt sehr
ausführlich und informativ sich zu der Thematik äußert
und die bioethischen Fragen sehr kritisch behandelt werden - insbesondere
auch in Hinblick auf die „Bioethik-Konvention des Europarates“ - wäre
es eine Möglichkeit, auch portugiesisch bzw. brasilianisch sprechende
Menschen auf die Thematik bzw. Problematik aufmerksam zu machen.
Weitere Ideen:
- Planung eines Zeichen-Trickfilmes über Peter Singer, Schweine,
Hunde und behinderte Säuglinge.
Das Storyboard für einen Trickfilm ist im Entwurf fertig. Da die
Arbeit dabei aber sehr aufwendig ist, wird es sicherlich eine Zeit dauern,
bis der Trickfilm (vielleicht 2-3 min) fertig ist.
- Im Dez 2000 wurde ein neuer Filmpreis in Deutschland zum zweiten Mal
vergeben, und zwar der Menschenrechts-Filmpreis. Verschiedene Menschenrechtorganisationen
wie amnesty international, die Missionszentrale der Franziskaner und andere
waren daran beteiligt.
Neben klassischen Menschenrechtsthemen wie die Situation arbeitender
Kinder in Nicaragua, Kindersoldaten in Liberia, Beschneidung von Mädchen
und Frauen in Afrika gab es auch einen Bericht über das Leben geistigbehinderter
Erwachsener. Der Film gehörte nicht zu den preisgekrönten Filmen
- aber er zeigte in einer schönen Weise, wie interessant auch das
Leben von Geistigbehinderten ist.
Vielleicht kann auch dies Medium Film mehr genutzt werden, um
solche Themen aus der Bioethik zu behandeln.
(Menschenrechts- Filmpreis 2000/ Nürnberg, nähere Informationen
dazu über die „Missionszentrale der Franziskaner“, Albertus- Magnus-
Str.39, 53177 Bonn).
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