3.10.2016
Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
 
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:

Diesmal stehen Themen zu Kriminalität und Gesellschaft im Vordergrund, zu denen Bauer jeweils auch Stellung bezogen hatte.

1. Fritz Bauer Preis 2016
Der diesjährige Fritz Bauer Preis der Humanistischen Union wurde an die Gefangenen-Gewerkschaft/ Bundesweite Organisation verliehen.  „Die Organisation setzt sich für die Anwendung des gesetzlichen Mindestlohns auf arbeitende Gefangene, für deren Teilnahme an der gesetzlichen Sozialversicherung und die volle Gewerkschaftsfreiheit für Gefangene ein. Sie wurde im Mai 2014 gegründet... Mit der diesjährigen Verleihung kehrt der  Fritz-Bauer-Preis zu seinen Wurzeln zurück: Bereits die erste Vergabe des Preises 1969 an Helga Einsele war ein Signal für den dringenden Reformbedarf im Strafvollzug. Die damalige Begründung der Preisvergabe ist heute immer noch gültig.“
„Die HU wollte mit dieser ... Vergabe des Fritz-Bauer-Preises zugleich die Öffentlichkeit aufmerksam machen auf die Dringlichkeit gerade der Reform des Strafvollzugswesens, das von der Gesellschaft und ihren Institutionen weitgehend noch stiefmütterlich vernachlässigt wird.“

Die Verleihung des Preises fand am Samstag, den 17.Sept. 2016, ab 19 Uhr im Künstlerhaus Hannover – Maestrosaal, Sophienstr.2, 30159 Hannover statt.                                                  Anlage 1
http://www.humanistische-union.de/veranstaltungen/2016/detail/back/2016/article/festakt-zur-verleihung-des-fritz-bauer-preises-2016-an-die-gefangenen-gewerkschaft-bundesweite-org

Dazu ein Kommentar von Oliver Rast, Sprecher der „Gefangenen-Gewerkschaft“, in der Braunschweiger Zeitung vom 19.09.2016: „Aus dem Knast direkt in die Altersarmut“          Anlage 1a

Inzwischen gibt es noch einen anderen „Fritz Bauer Preis“, der vom Hamburger Sportbund vergeben wird. Der hat aber nichts mit dem früheren Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zu tun.
http://www.hamburger-sportbund.de/artikel/407/fritz-bauer-preis

2. Fritz Bauer: Die Strafe in der modernen Rechtspflege
In der Braunschweiger Zeitung erschien am 24.9.1949 ein interessanter Artikel von Fritz Bauer zur Strafe in der modernen Rechtspflege. Damals war Bauer noch nicht Generalstaatsanwalt, sondern Landgerichtsdirektor in Braunschweig. Man sieht, wie früh ihn schon dieses Thema beschäftigt hat.
                                                                                                                                                     Anlage 2
Im Jahr 1957 erschien von Fritz Bauer das Buch „Das Verbrechen und die Gesellschaft“, wo er sich intensiv mit den Fragen der Entstehung von Verbrechen und der Rechtsprechung auseinandersetzt. Zu diesem Buch ist inzwischen ein aktueller Aufsatz vom Brandenburger Generalstaatsanwalt E.C. Rautenberg in der Zeitschrift Neue Justiz (NJ 8/ 2016) erschienen.
http://www.gsta.brandenburg.de/media_fast/4140/NJ_8_2016.pdf
Ein wichtiger Punkt in dem Buch ist die Frage der Willensfreiheit. Diese wird insgesamt sehr unterschiedlich bewertet. Während Bauer unser Strafrecht kritisiert, da es auf der Willensfreiheit aufbaut, ist z.B. im Spiegel vom 20.8.2016 (Nr.34) eher von neuen Forschungsergebnissen die Rede, die eine Willensfreiheit belegen (S.104). Rautenberg selbst unterstützt die Position Bauers.

3. Weitere Aufsätze zu Bauer
- Anbei der Text von Dieter Schenk „Fritz Bauer und der Staatsanwalt aus Danzig“, jetzt in vollständiger Fassung. Bei dem Text im Rundbrief vom 20.08.2016 fehlten die Anmerkungen und Literaturangaben.                                                                                                                        Anlage 3
- Ein Nachdruck des Interviews mit Georg D.Falk über die Rolle Fritz Bauers und die Auseinandersetzungen um die Deutungshoheit „Reine Helden braucht nur die Ikonographie“ in der Zeitschrift der NRV Hessen 9/ 2016 (Neue Richtervereinigung)                                               Anlage 4

 

4. Fritz Bauer Institut
Zwei Bücher, die vom Fritz Bauer Institut neu herausgegeben wurden:

  1. Fritz Bauer. Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelns. Mit einer Einleitung von David Jost. Hamburg. Europäische Verlagsanstalt. 15,00 €                Anlage 5
  2. Jenny Hestermann: Inszenierte Versöhnung. Reisediplomatie und die deutsch- israelischen Beziehungen von 1957 bis 1984. Frankfurt. Campus Verlag. 29.95 €                         Anlage 5a

Do, 24.11- Sa, 26.11.2016         in Frankfurt am Main und Hadamar
„Von der Euthanasie zum Holocaust“ – Parallelität oder Kausalität?
Internationale Tagung zur NS-„Euthanasie“ des Fritz Bauer Institutes in Kooperation mit der Gedenkstätte Hadamar.
Do (in Ffm), Fr (in Hadamar), Sa (in Ffm) – weitere Infos unter www.fritz-bauer-institut.de

5. Verfassung und § 175
Kurz nach dem Remer-Prozess (Urteil am 15.3.1952) stellte Fritz Bauer einen aufsehenden Antrag im Verfahren gegen einen 42jährigen Handelsvertreter wegen Vergehens nach § 175, das Verfahren auszusetzen und eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts einzuholen. “Die Staatsanwaltschaft halte den § 175 für verfassungswidrig.“ – Die Braunschweiger Zeitung berichtete am 31.3.1952 darüber (siehe Anhang 6), auch in der damaligen Gerichtszeitung „Die Insel“ gab es dazu einen Bericht (Anhang 6a). – Die TAZ greift dies in einem Text 1993 auf (siehe auch Anhang 6).
Anbei ein aktueller Beitrag aus der Braunschweiger Zeitung vom 14.09.2016 („Paragraf 175 – Maas will Opfer rehabilitieren“, auch Anhang 6). – Das frühe Anliegen von Bauer findet damit vielleicht seinen Abschluss.                                                                                                            Anhang 6 und 6a       

6. Forum Justizgeschichte - Richard Schmid Preis 2016         
Der Richard-Schmid-Preis 2016 des Forums Justizgeschichte (der zum 3.Mal vergeben wird) geht an W.Form, Th. Schiller und L.Seitz für das Buch „NS-Justiz in Hessen. Verfolgung – Kontinuität – Erbe“ . – Weitere Infos unter  http://www.forumjustizgeschichte.de          

7. Fritz Bauer Archiv – von Irmtrud Wojak                  
Weitere Infos zu Bauer sind auf der Webseite von Irmtrud Wojak im Fritz Bauer Archiv zu finden.   
http://www.fritz-bauer-archiv.de/index.php/bauer        

 8. Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation      
Die Herbsttagung 2016 des AK „Euthanasie“-Forschung ist vom 11.-13.Nov.2016 in Klingenmünster. Thema: „Der regionalvernetzte Krankenmord. Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster/ Pfalz in Verbindung mit Baden, Bayern, Elsass und Lothringen.“
Einladung und Anmeldeformular im Anhang 7/ 7a                                                        Anhang 7 und 7a Tagungsprogramm:   http://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2016/02/Herbst_2016.pdf
 
9. Zur NS-Kinder-„Euthanasie“       
- Vortragsreise von Andreas Babel zu seinem Buch „Kindermord im Krankenhaus“ am Beispiel Rothenburgsort in Hamburg (8.11. Hannover, 17.11. Braunschweig, 7.12. Hildesheim)
Weitere Infos (auch zu weiteren Orten) zu erfragen per Mail: a.babel@cellesche-zeitung.de

- Enthüllung der Gedenktafel zur „Kindereuthanasie“ in Stuttgart, Türlenstraße 22 am Dienstag, den 4.Okt. 2016, mit einem Grußwort von K.-H. Marquardt      

10. Braunschweig
So, 23.Okt.2016 – um 11 Uhr –Regina Blume: Lesung zu zwei Zwangsarbeiterschicksalen
Ort: Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, BS, Helmstedter Str. 54a

Mo, 21.Nov. 2016 – um 17 Uhr  - Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises
Ort: DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstr.5

Viele Grüße                        Udo Dittmann

back