Fritz Bauer - der Initiator des Auschwitz-Prozesses

Ist der Auschwitz-Prozess ohne Fritz Bauer denkbar?

Anmerkungen zur Veranstaltungsreihe "Zum 50.Jahrestag des Frankfurter Auschwitz-Prozesses" des Fritz Bauer Institutes

"Die Bedeutung des Auschwitz-Prozesses lag und liegt zunächst einmal darin, dass er überhaupt zustande kam." Mit diesen Worten beschreibt die Bauer-Biographin Irmtrud Wojak die Bedeutung des Auschwitz-Prozesses. Im weiteren führt sie aus, wie dieser wichtige Prozess überhaupt zustande kam: durch einige Zufälle und durch das energische Engagement von Fritz Bauer als Generalstaatsanwalt.

Letztlich ist es immer wieder die Leistung einzelner bedeutender Persönlichkeiten, dass sich etwas bewegt. Und dann müssen glückliche Umstände dazu kommen, dass sich das Anliegen, dieser Impuls realisieren kann. In der Geschichte gibt es viele Beispiele dafür, man denke zum Beispiel an Luther. Und genau das hat auch wieder dazu geführt, dass der Auschwitz-Prozess zustande kam, dass die enormen Verbrechen, die in diesem Lager ausgeführt wurden, vor Gericht behandelt und dokumentiert werden konnten. Ob dann das Gericht damit angemessen umgegangen ist, ist eine andere Frage.

Die Veranstaltungsreihe des Fritz Bauer Institutes zum "50.Jahrestages des Frankfurter Auschwitz-Prozesses" sollte auch unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden - inwieweit auch Fritz Bauer und sein außergewöhnliches Engagement in Hinblick auf den Auschwitz-Prozess zur Sprache kommt bzw. gewürdigt wird, auch wenn er selber nicht direkt die Ermittlungen durchgeführt hat.

Denn: ohne Fritz Bauer wäre der Prozess nicht zustande gekommen. Und Bauer hat den Prozess auch weiterhin mit Kommentaren, Stellungnahmen und Texten begleitet.

Nun gab es schon ein Buch des Fritz Bauer Institutes über den Auschwitz-Prozess, in dem Fritz Bauer überhaupt nicht erwähnt wurde. Nur der Titel des Buches stammt von Bauer und ist ein Zitat von ihm: "Gerichtstag halten über uns selbst..."

Immerhin erscheint in diesem Jahr zur Frankfurter Buchmesse ein Buch eines Münchener Journalisten über Fritz Bauer und den Auschwitz-Prozess, das schon im Titel den Namen von Fritz Bauer trägt: "Fritz Bauer und Auschwitz vor Gericht". Mit einem Gespräch mit dem Autor des Buches wird die Veranstaltungsreihe des Bauer-Institutes am 1.Oktober beginnen. In der Ankündigung wird der Autor Ronen Steinke als Biograph bezeichnet. Was ist damit gemeint? Als Biograph von Bauer? Das ist doch eigentlich Irmtrud Wojak, die mit ihrer Bauer-Biographie im Jahre 2009 wesentlich dazu beigetragen hat, Bauer endlich aus der Versenkung und Vergessenheit herauszuholen.

Trotzdem darf man gespannt sein, ob in dem neuen Buch auch weitere biographische Hinweise zu Bauer erwähnt werden. Noch ist das Buch nicht auf dem Markt. Es erscheint am 1. Oktober dieses Jahres und wird auch auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Insofern ist es ein glücklicher Umstand, dass das Buch gerade rechtzeitig noch fertig wurde.

Dabei geht es nicht nur darum, den Verdienst von Bauer allein zu würdigen. Im Grunde geht es darum, zum Ausdruck zu bringen, welcher persönliche Einsatz, welche Anstrengung und wieviel Mut eines einzelnen Menschen nötig ist, um für Gerechtigkeit und Menschenrechte einzutreten. Das kommt nicht von selber. Und es ist zu schätzen, wenn weltweit Menschen diesen Einsatz zeigen, oft verbunden mit persönlichen Nachteilen, manche bezahlen dabei auch mit ihrem Leben. Mit seinem Engagement in Hinblick auf den Auschwitz-Prozess hat Bauer ein Zeichen gesetzt, das weit über den Auschwitz-Prozess hinausgeht. Irmtrud Wojak hat in ihrer Biographie dokumentiert, wieviele Drohbriefe, Verleumdungen usw. Bauer im Verlauf dieses Prozesses erhielt.

Es geht auch um den "Kampf um des Menschen Rechte" (Bauer), der weltweit ausgetragen wird und der durch Bauer im Auschwitz-Prozess ein sichtbares Zeichen erhalten hat. Der Gegensatz ist, Geschichte zu entpersonalisieren. Dadurch wird man aber solchen wichtigen Ereignissen nicht gerecht. Mögen die einzelnen Beiträge der Veranstaltungsreihe gerade auch dies Engagement würdigen. Möge man Bauer und seine Verdienste dabei nicht vergessen, die Vorträge versprechen, interessant und aufschlussreich zu werden.

Im weiteren darf man dann auch auf die Ausstellung des Fritz Bauer Institutes gespannt sein, die unter dem Motto "Fritz Bauer -Leben und Werk" im nächsten Jahr im Jüdischen Museum Frankfurt vom 9.April - 7. September 2014 gezeigt wird. Vielleicht wird dann schon das Kunstwerk enthüllt sein, das nach einem Entwurf von der Künstlerin Tamara Grcic zu Ehren von Fritz Bauer in Frankfurt vor dem Oberlandesgericht aufgestellt werden soll.

Udo Dittmann (August 2013)

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