Fritz-Bauer-Platz – Ehre für einen großen Juristen

Braunschweig Fritz-Bauer-Platz 1 –so lautet die neue Adresse der Braunschweiger Generalstaatsanwaltschaft.


Von Henning Noske
Am Dienstag wurde die Umbenennung eines Teiles des Domplatzes öffentlich besiegelt – mit der feierlichen Enthüllung des neuen Straßenschildes. Zuvor hatten Stadtverwaltung und der zuständige Bezirksrat Innenstadt in einem ungewöhnlich kurzen und einmütigen Verfahren die Weichen gestellt – Würdigung des großen Juristen und Generalstaatsanwalts Fritz Bauer direkt an seiner Braunschweiger Wirkungsstätte.
Mehr noch: Vis-à-vis befindet sich der von Fritz Bauer veranlasste eingemeißelte Schriftzug an der Fassade der Generalstaatsanwaltschaft: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Daran erinnerte Oberbürgermeister Gert Hoffmann: „Artikel I des Grundgesetzes – das ist das Fundament des großen deutschen Juristen Fritz Bauer. Er war ein Kämpfer für den Rechtsstaat. Der neue Platz biete sich wirklich an: „Es ist unser Justizplatz.“
Exakt um 11.36 Uhr ziehen Hoffmann und Generalstaatsanwalt Norbert Wolf die Verhüllung vom Straßenschild „Fritz-Bauer-Platz“: Beifall der zahlreichen Umstehenden brandet auf. „Einfach phantastisch“, sagt Udo Dittmann, der mit unermüdlichem Einsatz in dem von ihm gegründeten Fritz-Bauer-Freundeskreis einen wichtigen Beitrag zu der Entwicklung geleistet hat. „Mich hat das heute hier in Braunschweig sehr bewegt“, sagt Fritz-Bauer-Biographin Irmtraud Wojak. Und Historiker Hans-Ulrich Ludewig stellte fest: „So etwas ist in anderen Städten keine Selbstverständlichkeit.“
Tatsächlich hat Braunschweig nun eine Würdigung jenes Juristen vollbracht, der mit dem von ihm initiierten Remer-Prozess vor 60 Jahren die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 rehabilitierte. Bauers Credo: Gegen den Unrechtsstaat, der Menschenleben vernichtet, hat jedermann das Recht zum Widerstand. (Bauers Plädoyer im Remer-Prozess 1952 finden Sie als PDF-Datei zum Herunterladen in der Spalte rechts neben diesem Artikel.)
Daran erinnerte Gerd Biegel vom Institut für Regionalgeschichte. Bauer habe die Rechtslage des Widerstandes gegen Hitler in Braunschweig geklärt und aus einem einfachen Beleidigungsverfahren eine politisch-historische Lehrstunde gemacht. Dabei habe er auch üble Anfeindungen hinnehmen müssen – bis hin zu Todesdrohungen. (Die vollständige Rede von Gerd Biegel finden Sie als PDF-Datei zum Herunterladen in der Spalte rechts neben diesem Artikel.)
Generalstaatsanwalt Wolf dankte für die einmütige Unterstützung bei der Umbenennung – wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Dompfarrer Christian Kohn sagte: „Keine Frage, dass wir zugestimmt haben. So wird der Name nicht nur durch den neuen Platz, sondern auch durch die neue Adresse geehrt.“
Einstweilen steht unabhängig vom neuen Straßenschild noch „Domplatz 1“ als Anschrift direkt an der Generalstaatsanwaltschaft. Mit deutscher Gründlichkeit gilt hier nämlich rein rechtlich eine sechsmonatige Übergangsfrist.
Zudem machte Biegel den Vorschlag, die ebenfalls von Fritz Bauer veranlasste Justitia von Bodo Kampmann künftig zu einem Teil des Platz-Ensembles zu machen.
Bislang ist die Justitia recht unauffällig in großer Höhe auf der Gebäuderückseite angebracht. Heimatpfleger Burchardt Warnecke sprach sich bereits für diese Lösung aus. Auch Generalstaatsanwalt Wolf kann sich das vorstellen. Nach der anstehenden Klärung von Urheberrechten wäre hierfür das Land zuständig.

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