"Dort wo man Bücher verbrennt..."

Zum Vortrag von Prof Dr.h.c. Gerd Biegel über Heinrich Heine und Braunschweig am 6.Okt.2011

Dieser bekannte und finstere Satz hat eine merkwürdige Beziehung zu Braunschweig. Bekannt geworden ist der Satz ja zunächst durch die Bücherverbrennung am 10.Mai 1933 und der anschließenden Judenvernichtung im Holocaust.

Kaum jemand weiß, dass dieser Satz von Heinrich Heine stammt. Er steht dort in dem Theaterstück "Almansor", in dem es um die Liebe zwischen einem Moslem und einer christlichen Frau geht. Der junge Maure Almansor steht vor der Frage, ob er aus Liebe zu der Christin Zuleima seinen islamischen Glauben aufgeben sollte und sich an die vorherrschende christliche Kultur im Spanien nach der Reconquista assimilieren sollte. An einer Stelle des Stückes lässt der Kardinal den Koran öffentlich verbrennen. Dann heisst es: "Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen."

Weshalb nun dieser Vortrag von Gerd Biegel ausgerechnet zum 150.Geburtstag der Neueröffnung des Herzoglichen Hoftheaters?
In Braunschweig hatte es am Theater früher drei bedeutende Uraufführungen gegeben: "Emilia Galotti" (1772) von Lessing, "Almansor" (1823) von Heine und den "Urfaust" (1829) von Goethe. Gerade bei der Uraufführung des Stückes von Heine gab es einen Theaterskandal mit weitreichenden Folgen. Das Stück  "Almansor" war und blieb das erste (und einzige) Theaterstück  von Heinrich Heine, das jemals aufgeführt wurde. Bei der Uraufführung in Braunschweig hatte es solche antijüdischen Proteste gegeben, dass das Stück vorzeitig abgebrochen wurde. Heine fühlte sich so betroffen, dass er daraufhin jegliche Theateraufführung eines seiner Stücke zu Lebzeiten verbot.

Antisemitismus und geistige Enge waren schon damals in Braunschweig vorhanden - wieder mit weitreichenden Folgen, diesmal für Heine. Für Heinrich Heine war Braunschweig, obwohl er die Stadt nicht näher kannte, ein Fanal: Sie hat sein Leben verändert. Nach diesen Ereignissen fasste er den Entschluss, keine weiteren Theaterstücke mehr zu schreiben - er wurde schließlich  Dichter.

Der berühmte Satz von ihm wurde so nur einmal auf die Bühne gebracht - ausgerechnet in Braunschweig. Dann war Schluss. - Geblieben ist nur die Erinnerung an den Satz und die traurigen und erschreckenden Tatsachen des 20.Jahrhunderts. Der Appell an Toleranz war in Braunschweig verhallt. Es herrschten auch damals schon andere Kräfte in der Stadt.

Der 150. Jahrestag der Neueröffnung des Theaters kann insofern ein Anlass sein, wieder an die guten Kräfte in der Stadt zu appellieren, dass  positive geistige Impulse von der Stadt ausgehen, die mit Weltoffenheit, Toleranz und Menschenwürde zusammenhängen. Zu wünschen wäre es ja...

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