Forum Bioethik Österreich beerdigt letzte Euthanasie-Opfer der Nazi-Zeit

Wien (dpa) - In Österreich werden am 28. April die sterblichen Überreste
der letzten Euthanasie-Opfer aus der Nazizeit in einem Ehrengrab
bestattet. Mit der Beerdigung der Gehirne von rund 600 Kindern auf dem
Wiener Zentralfriedhof "muss das Unrecht, das sich über Jahrzehnte
hingezogen hat, ein Ende haben", sagte die Stadträtin Elisabeth
Pittermann am Mittwoch in der österreichischen Hauptstadt.

 Die Gehirne stammen aus der Wiener Nazi-Anstalt "Am Spiegelgrund", in
der Hunderte Kinder nach dem so genannten Euthanasieprogramm ermordet
worden waren. Sie waren über Jahrzehnte in Gläsern zu angeblich
wissenschaftlichen Forschungen aufbewahrt worden.

 Vor allem der Wiener NS-Arzt Heinrich Gross (86), der trotz seiner
gerichtlich bestätigten Beteiligung an den Morden im Österreich der
Nachkriegszeit eine glänzende Karriere machen konnte, hatte die
Präparate genutzt. Zu den Trauerfeierlichkeiten wird neben den
Angehörigen der Opfer, von denen 61 aus Deutschland stammen, auch der
österreichische Bundespräsident Thomas Klestil erwartet.

 Erst nach Wiederaufrollen des Prozesses gegen Gross vor zwei Jahren war
dieser Teil der NS-Vergangenheit Österreichs wieder ins Bewusstsein
gerückt. Das Verfahren gegen Gross wurde wegen dessen
Verhandlungsunfähigkeit inzwischen eingestellt. Für die etwa 600 Kinder
soll eine Gedenkstätte errichtet werden.

©dpa

171252 Apr 02
 
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